Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 41

1884 - Straßburg : Bull
— 41 — Sundgau, fest und entschlossen, aber harten, grausamen und jähzornigen Charakters. Maßlos waren seine Erpressungen und Bedrückungen. Keinen Stand, kein Geschlecht schonte er; in grenzenloser Hoffart trat er gegen alle auf. Bei seiner Hochzeit, welche er 1470 zu Thann feierte, bestimmte er die Geschenke, welche ihm weltliche wie geistliche Herren und Städte zu bringen hatten. Der Landvogt hatte seinen Sitz in Ensisheim. Von hier aus machte er seine Versuche, die Reichsstädte in seines Herrn Gewalt zu bringen. Den Straßburgern ließ er sagen, sie brauchten nächstens weder Rat noch Ammeister zu wählen, er wolle kommen und ihnen einen geben, der kein Schneider oder Schuster sei, den Herzog von Burgund. Den Mülhausern schrieb er unumwunden, sie sollten sich seinem Herrn unterwerfen, da er sie besser beschirmen könnte, als Kaiser und Reich. Er versprach alle Schulden zu tilgen, deren die Stadt sehr viel hatte, und außerdem noch eine bedeutende Summe, wenn sie dem Herzog huldigen wollten; im entgegengesetzten Falle drohte er mit Gewalt. Doch die Mülhauser hörten nicht auf sein Anerbieten. Im I. 1474 kam Herzog Karl selbst mit 5000 Mann nach dem Elsasse und zog vor Mülhausen. Aber die gewaltige Überschwemmung der Jll zwang ihn zum Abzüge. Doch war es klar, daß er bald wieder kommen würde. Mülhausen wandte sich deshalb an die andern Städte, und diese faßten den Beschluß, die Summe aufzubringen, um die Sigismuub das Land verpfäubet hatte. Jetzt brach allerwärts der Sturm gegen Sen Landvogt los. Voran gingen die Bürger von Ensisheim. Sie erklärten, daß sie Herzog Karl nicht mehr als ihren Herrn anerkennen und keinem andern, als Sigismuud gehorchen wollten. Der Landvogt, aufgebracht darüber, rückte mit seinen Truppen vor die Stadt, um sie einzunehmen. Aber die Bürger waren zu sehr auf der Hut und seine Schar war zu klein. Er sammelte beshalb frische Streitkräfte und rückte in der Osternacht 1474 vor die Stadt, währenb die Bürger in der Kirche waren. Als die Kirchenglocken läuteten, ließ er die Leitern an die Mauern legen. Aber die Wache bemerkte das Kriegsvolk, machte Lärm und alsbalb ertönte statt des feierlichen Klanges der Kirchenglocken der schrille Ton des Sturmglöckleins. Die Bürger eilten nach Hause und ergriffen ihre Waffen. Die Krieger, welche die Mauer schon erklommen hatten, wurden getötet, die andern in die Flucht getrieben. Hagenbach zog sich nach Breisach zurück, wo er seine Rache in dem Blute

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 68

1884 - Straßburg : Bull
logius Schneider war im Elsasse der öffentliche Ankläger. Von Straßburg aus machte er sogenannte Gerichtsgänge durch das Land, um es von den verdächtigen Personen zu reinigen. Überall hin begleitete ihn die Guillotine. Und doch verfuhr er in den Augen der Jakobiner noch zu mild. Es bildete sich eine Partei, die seinen Sturz beschloß. Unter seinen Gegnern war fje< sonders der Maire von Straßbnrg, ein eingewanderter Franzose, Namens Monet. Schneider befand sich in Barr, als er den Befehl zur schleunigen Rückkehr nach Straßburg erhielt. Er fuhr mit 6 Pferden in die Stadt ein. Dies wurde sofort als die gröbste Verletzung der Gleichheit aller Bürger ausgeschrieen und Schneider noch in derselben Nacht verhaftet. Am nächsten Tage wurde er 4 Stunden lang am Schandpfahl den höhnischen Bücken und Worten der Menge ausgestellt. Daun wurde er nach Paris geschafft und dort guillotiniert. Nach dem Sturze Schneiders schaltete der Maire Monet mit zügelloser Willkür. Man dachte daran, sämtliche Landbewohner des Elsasses in das Innere Frankreichs zu versetzen, um sie endlich einmal von ihrer „germanischen Barbarei" abzubringen. Monet erklärte unumwunden, sämtliche Deutsche müßten vernichtet werden. Man hatte den festen Plan, 6000 deutsche Gefangene im Rhein zu ersäufen, nur die Dazwi-scheukunst des Kommandanten verhinderte die Ausführung. Dieses zähe Festhalten der Elsässer an den Sitten und Anschauungen des Volkes, zu dem sie durch Jahrhunderte gehört haben, erregte bei den Franzosen den höchsten Groll. Auf alle mögliche Weise suchte mau sie zu bekehren, aber erst die Zeit Napoleons hat darin große Fortschritte gemacht und die deutschen Grundlagen des Elsasses aufs tiefste erschüttert. Schluß. Nirgends wurde dienapoleonischeherrschaftmit größerer Freude begrüßt, als im Elsasse. Mit ungeheurem Jubel wurde Napoleon bei seiner ersten Anwesenheit in Straßburg empfangen. Er gewann durch seinen Kriegsruhm die Herzen der Elsässer vollständig für Frankreich, so daß die deutschen Truppen, welche in den Freiheitskriegen das Elsaß besetzten, bei den Bewohnern durchaus keine Anhänglichkeit sür Deutschland mehr vorfanden. Beim erste n Pariser Frieden (1814) dachten preußische Staatsmänner

3. Elsässische Geschichtsbilder - S. 9

1884 - Straßburg : Bull
— 9 — Urteil. Wer durch ein schweres Berbrechen das Recht bricht, kann von der Familie des Verletzten straflos verfolgt werden. Der Verletzte kann entweder durch Bermittelung des Volkes Sühne fordern oder selbst Rache nehmen. Landesverrat, Empörung beim Heere, Mordanschlag gegen den Herzog werden mit dem Tode bestraft. Von dem wahren Gott wußten die Alemannen nichts; sie hatten viele Götter und Göttinnen, die sie aber nicht in Tempeln verehrten. Wälder und Haine waren die Stätten ihres Gottesdienstes. Hier, im Brausen der Bäume, im Rauschen der Quellen und Bäche, glaubten sie den Himmlischen näher zu sein. Ihre Hauptgottheit war Ziu, später Donar, der Donnergott, von dem ein Wochentag, der Donnerstag, seinen Namen hat. Später trat Wodan, Wnotan mit seiner Gemahlin Freia in den Vordergrund. Wnotan ist der König der Götter und Ahnherr der deutschen Stämme, der Gott der Luft und des Himmels. Von ihm kommen die höchsten Güter und Gaben, Fruchtbarkeit der Felder, Sieg und Ruhm, Schönheit und Glück. Er hat nur ein Auge, die Sonne, einen breiten, niederhängenden Hut, das schattende Gewölk, einen weiten, blauen Mautel, die weite blaue Luft; sein schnaubendes weißes Roß ist der Wind. Zu ihm kommen die Seelen der gefallenen Helden, welche er in seinen himmlischen Königssaal, die Walhalla, als Gäste und Dienstmannen aufnimmt. Mit ihnen, den Helden Walhallas, und den Schicksalsgöttmnen, den Walküren, jagt er in unersättlicher Streitlust durch die Lüfte. Zahlreiche Sagen haben sich im elsässischen Volksglauben von ihm erhalten, ebenso von seiner ebenbürtigen Gemahlin Freia. Nach ihr ist der Freitag genannt. Sie war die oberste Göttin und vereinigte in sich die Eigenschaften aller übrigen Wasser-, Licht- und Erbgöttinnen. Außer den Göttern gab es eine Menge halbgöttlicher Wesen: Riesen und Zwerge, Elfen, Feen, Nixen u. a., die ebenfalls in den Sagen fortleben. So die bekannte Erzählung vom Riesenspielzeug: In einem Seitenthale der Brensch ragen die Trümmer der Burg Niebeck auf einem hohen Felsen empor. In den Zeiten, ba noch die Riesen auf den Bergen hausten, stieg einst ein Riesenfräulein von der Burg herab in das Thal, wo gerade das Feld bestellt wurde. Verwundert erblickte sie das Bäuerlein mit den Pferden, den Acker pflügend, und dachte: Welch’

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 14

1884 - Straßburg : Bull
— 14 — bete Schulen. Auch ius Elsaß kam der Kaiser öfters. Er besaß eine Pfalz in Schlettstabt Und feierte hier das Weihnachtsfest im Jahre 776. Er soll auch ein Schloß in der Nähe von Jllzach bewohnt haben. Durch ihn ist der steinerne Umbau des Straßburger Münsters gefördert worben; vielen Kirchen und Klöstern erteilte er besonbere Vorrechte. Auch die Griinbung der Orte Mülhausen, Rappoltsweiler und Gebweiler fällt in feine Zeit. Auf Karl folgte Ludwig der Fromme, welcher dem Straßburger Münster große Vergünstigungen verlieh. Zu biefer Zeit war das Elsaß der Schauplatz eines abscheulichen Verrats, der verübt würde an dem König von seinen Söhnen. Auf dem Roth-felbe, zwischen Colmar und Sigolsheim, kamen der König und feine Söhne mit ihren Heeren zu Unterhanblungen zusammen. Aber die treulosen Söhne wußten die Soldaten Ludwigs zum Abfall zu bringen, nahmen den Vater gefangen und führten ihn in ein Kloster. Seitdem heißt die Ebene das „Lügenfelb". Die Scharen Lnbwigs können aber, wie die Sage erzählt, keine Ruhe finben; oft hört man noch zu nächtlicher Zeit bumpfes Sb affenklirren in der Tiefe. — An die Stelle Lnbwigs würde Lothar, einer der Söhne zum König ernannt. Öftere Wand-lnngen traten noch ein, bis im Jahr 843 durch den Vertrag von Verbun Lothar mit dem Kaisertitel das Land zwischen Rhein, Schelbe und Maas bis zum Zusammenflüsse der Saone und Rhone erhielt.» Dieses Laub bekam den Namen Lotharingien ober Lothringen. Als die Linie Lothars 869 ausstarb, entspann sich zwischen Karl dem Kahlen, König von Frankreich, und Ludwig dem Deutschen, der Kampf um Lothringen. Elsaß kam im Vertrag von Mersen 870 an Ludwig. Unter Karl dem Dicken würde das ganze Reich wieber vereinigt. Die Gemahlin Karls war eine Elsässerin, Richardis, Tochter eines Grasen von Norbgau. Sie war eine tugenbhafte und ehrbare Frau, hatte aber Neider an ihrem Hofe, welche sie beim Könige der Untreue gegen ihn beschuldigten. Aber um dem Gemahl ihre Unschuld zu beweisen, unterzog sie sich einem Gottesurteil. Am bestimmten Tage versammelten sich alle Bischöfe und Großen des Reiches und eine große Masse Volkes. Die Königin trat, vertranenb auf Gott, mit ruhigem Herzen die Probe an. An allen Enben, an den Füßen und an den Hänben, würde ihr Gewanb angezünbet. Es brannte ganz herab, aber der Königin geschah kein Leibes. Die Verleumber

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 19

1884 - Straßburg : Bull
— 19 — unterdes zum Jüngling und Manne heran und wurde, erst 25 Jahre alt, znm Bischof von Tonl erwählt. Zwölf Jahre darauf setzte ihn Kaiser Heinrich Iii. als Papst ein; er erhielt den Namen Leo Ix. Da kam eines Tages ein edler Herr aus Deutschland im Büßerkleide zu ihm nach Rom, um Freisprechung von einer großen Schuld zu erlangen. Es war der Graf Hugo, der seinen Sohn getötet glaubte. Zerkuirscht warf er sich nieder und küßte des Papstes Füße. Dieser aber hob ihn gerührt auf und gab sich als seinen Sohn zu erkennen. — Leo war ein thätiger Mann. Ans Freiheit der Kirche von Staat und Kaiser, Abschaffung der Priesterehe und des Kaufs der geistlichen Stellen ging sein ganzes Streben. Aber auch nach außen hin war er rüstig. Als die Normannen seine Herrschaft bedrohten, zog er gegen sie zu Felde, ward aber geschlagen. Ein Jahr darauf starb er. Die Kirche hat ihn unter ihre Heiligen aufgenommen. Die Elsässer hingen mit Stolz durch das ganze Mittelalter an ihrem großen, heiligen Landsmanne und noch heute ist er Patron der Winzer. Aufstand der Stadt Rufach gegen Heinrich V. (1106.) Der Nachfolger Heinrichs Iii. war der unglückliche Heinrich Iv., der in fortwährendem Zwiste mit dem Papste lebte. Rudolf, Herzog von Schwaben und Elsaß, trat als Gegenkönig auf. Heinrich besiegte ihn im Jahre 1080, nahm ihm seine Länder und gab sie an Friedrich von Hohenstaufen. Nachdem der Kaiser diesen Gegner überwunden hatte, erhob sich ein neuer in seinem eigenen Sohne. Der Kaiser wurde entthront und sein Sohn kam als Heinrich V. zur Herrschaft im Jahre 1106. Noch in demselben Jahre besuchte er das Elsaß, um sich von den Bewohnern huldigen zu lassen. So traf er auch in Rufach ein. Hier trieb aber das kaiserliche Gefolge mit den Frauen und Töchtern der ehrbaren Bürger Mutwillen und brachte dadurch die Bewohner höchlichst auf. Der König mischte sich in den Streit und machte dadurch die Sache nur noch schlimmer. Die ganze Bevölkerung erhob sich und stürmte gegen das Schloß, voran die Weiber, durch welche die Männer erst recht angereizt^ wurden. Das Thor wurde gesprengt und jetzt begann im ^chloßhof ein blutiges Gemetzel. Die Kaiserlichen sielen unter den

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 23

1884 - Straßburg : Bull
— 23 — renb fünf Tagen im Jahre verpflichtet. Manche Gewerbe hatten dafür besondere Dienstleistnngen zu verrichten. Die Kaufleute mnßten für den Bischof Botendienste thun, die Kürschner ihm Felle und Pelze bereiten, acht von den Schnstern ihm die schwarzen Lederhüllen zum Einpacken der Leuchter, des Geschirres u. s« w. liefern; wenn der Bischof an den kaiserlichen Hos reiste, mußten die Schmiede die Hufeisen für feine Pferde arbeiten, die Schwertfeger seine und seines Trosses Waffen reinigen, die Küfer seine Weinfässer binden. Dieser Zustand konnte sich jedoch nicht auf die Dauer halten. Die Stadt vergrößerte sich bedeutend, Handel und Gewerbe erlangten einen großen Aufschwung. Da verlangte die Bürgerschaft auch Teilname an Gericht und Verwaltung. Die frühere Dienstbarkeit für den Bischof wurde abgeschafft. Immer mehr wurde die Gewalt des Bischofs gemindert, bis er zuletzt . auf die Ausübung geistlicher Verrichtungen beschrankt war. Die Hohenstaufen nahmen die Stadt in ihren unmittelbaren Schutz und Schirm, so daß Straßburg die erste freie Reichsstadt des Elsasses war. Auf Straßburg folgte Hagenau, welches Friedrich Barbarossa mit Mauern umgeben und im Jahre 1164, wie oben bemerkt, mit reichsstadtischer Freiheit beschenkt hatte. Im Oberelsasse ging Colmar den anderen Städten voran. Es erhielt seine Mauern von Albin Wölflin, dem Kaiserlichen Vogt, der sich um das Elsaß äußerst verdient gemacht hat und wurde von Friedrich Ii. zur freien Reichsstadt erhoben. Ebenso wurden Schlettstadt und Kaysersberg, die Wächterin des Paffes über die Vogesen, von Wölflin befestigt und zählten fortan als freie Reichsstädte. — So erhielt sich die Regierung Friedrich Ii. im Andenken der Elsässer als eine der glücklichsten des Landes und um so mehr, da die folgenden Zeiten viel Unheil über dasselbe brachten. Walther von Gcroldseck. (1260.) Nach dem Tode Friedrichs herrschte in Deutschland große Unordnung. Auch im Elf affe fehlte es an einer festen Oberleitung. Die Landgrafen waren den vielen weltlichen und geistlichen Herren, sowie den Reichsstädten gegenüber zu schwach. Im 1.1255 thaten sich die rheinischen Städte zu einem Bündnisse zusammen. An diesem nahmen teil: Straßburg, Colmar, Breisach, Schlett-

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 32

1884 - Straßburg : Bull
— 32 — wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein. Die Judenverfolgungen. Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-

8. Elsässische Geschichtsbilder - S. 33

1884 - Straßburg : Bull
- 33 - langte Auslieferung der Aufgenommenen. Doch Magistrat und Bürgerschaft wies das Ansinnen zurück. Armleder belagerte die Stadt und sein Heer richtete auf Feldern und Äckern große Verheerungen an. Erst die Ankunft des Kaisers Ludwig selbst zwang ihn zum Rückzug. Doch kaum war Ludwig fort, so begann Armleder wieder seine Grausamkeiten, und erst ein Bündnis, welches Fürsten, Bischöfe und Städte des Elsasses schlossen, zerstreute seine raub- und mordsüchtigen Banden. — Aber der Haß des Volkes gegen die Juden war noch so groß, daß man immer einen neuen Ausbruch der Wut fürchten mußte. Dieser trat auch ein, obwohl der Kaiser selbst die Juden unter seinen besonderen Schutz gestellt hatte. Im I. 1348 nämlich wurde Europa von einer schrecklichen Pest heimgesucht. Sogleich rief man: die Inden haben die alleinige Schuld daran; Brunnen und Quellen sind von ihnen vergiftet. Nieder mit ihnen! In Benfeld wurden diese Unglücklichen teils verbrannt, teils aufgeknüpft. Auch in Straßburg erhob sich blutige Verfolgung. Die Zünfte, voran die Metzger, verlangten strenges Gericht über die Inden. Da dies der Stadtrat verweigerte, drang man mit Gewalt darauf. Die Stadtmeister wurden beschuldigt, durch jüdisches Geld bestochen zu sein, und mußten ihr Amt niederlegen. An ihre Stelle traten Leute, die durch den tiefsten Haß gegen die Juden bekannt waren. Kurzweg wurde beschlossen, alle lebendig zu verbrennen, die sich nicht taufen lassen wollten. Ihr Friedhof wurde zu einem ungeheuren Scheiterhaufen. Während man sie hinführte, riß ihnen das Volk in den Straßen die Kleider herab, in der Hoffnung, Geld zu finden. So wurden sie fast ganz nackt, 2000 an der Zahl, ins Feuer geworfen. Um ihnen den Todeskampf noch schmerzlicher zu machen, ließ man vor ihren Augen ihre Kinder taufen. Alle ihre Güter wurden eingezogen und verteilt; es wurde beschlossen, keinen Juden während der nächsten 100 Jahre in die Stadt aufzunehmen. Der schwarze Tod und die Geißler. (1348.) Vier Monate nach der schrecklichen Verbrennung der Juden in Straßburg schwang der schwarze Tod seine rächenbe Geißel um die Stadt. Es war bies eine Pest, die in der Mitte des 14. Jahr-huuberts alle europäischen Llnber heimsuchte. Der Körper des 3

9. Elsässische Geschichtsbilder - S. 42

1884 - Straßburg : Bull
— 42 — Unschuldiger kühlte. Aber Hagenbachs Maß war voll. Die Breisacher wasfuetensich, nahmen den Landvogt gefangen und vertrieben seine Leute aus der Stadt. Der Stadtrat erhob gegen ihn die schwere Anklage auf Leib und Leben. Durch die Folter wurde er seiner verübten Schandthaten überführt und durch ein Gericht von 27 Richtern aus verschiedenen Städten zuerst aus dem Adelstand gestoßen und dann zum Tode verurteilt. Acht Henker stritten sich um den Vorrang, ihm den Kopf abzuschlagen. Sein Schädel wurde noch lange in Colmar aufbewahrt zum Schrecken und Grauen der Elsässer und späterer Jahrhunderte. Die Kinder aber sangen das Osterlied: Christ ist erstanden, Der Landvogt gefangen, Des sollen wir froh sein, Sigmund unser Trost sein. Vergebens versuchte Karl von Burgund seine Herrschaft im Elsasse und in der Schweiz aufrecht zu erhalten. Die Schlachten bei Granson und Murten zwangen ihn zum Rückzüge. Jmj. 1477 endete er sein Leben in der Schlacht von Nancy, und Elsaß kam wieder an Sigismund. Der Bundschuh. (1493.) - Durch das ganze Mittelalter hindurch war der Bauersmann oft unerhörten Bedrückungen ausgesetzt. Bisweilen jedoch empörte sich sein geduldiges Gemüt gegen das Unrecht, das ihm angethan wurde und dann entstanden die blutigsten Kämpfe. Im 14. Jahrhundert hatten sich die Schweizer frei gemacht, und das Beispiel, das sie gaben, wirkte mächtig aus ihre Nachbarn in Schwaben und Elsaß. Immer vernehmbarer machte sich das Verlangen der elsässischen Bauern, die in schwerem Frohndienste arbeiten mußten, nach persönlicher Freiheit, und es wurde desto drohender gestellt, je weniger man es beachtete. Es bildeten sich heimliche Verschwörungen, in denen finstere Rachepläne gebrütet wurden. Daran beteiligten sich aber auch Städter, welche mit ihrer Lage unzufrieden waren oder Mitleid mit den traurigen Verhältnissen der Bauern hatten. So bildete sich um Schlettstadt eine geheime Gesellschaft von Bauern und Städtern. Es waren Männer aus Sulz, Dam-bach, Scherweiler und vielen andern Orten, die zu den nächtlichen

10. Elsässische Geschichtsbilder - S. 49

1884 - Straßburg : Bull
— 49 — Führer war Thomas Münzer. Er hielt sich weder an göttliche noch an menschliche Gebote und sagte, man müsse nur den unmittelbaren Eingebungen Gottes Gehör geben. Er verlangte Gütergemeinschaft, Freiheit des Menschen von allen Gesetzen und verwarf jedes staatliche Ansehen. Überall zog er umher und rief zur offenen Gewalt auf. Seine Lehre nahm besonders das Landvolk gierig auf, da es unter hartem Drucke litt. Im Sundgau predigte Johannes Berner im Geiste Münzers, und überall zündeten feine Worte. Im Anfange des Jahres 1525 fanden die ersten Zusammenrottungen statt. Bald ging man zur That über. Große Haufen durchzogen das Land, plünderten und brannten, wo sie nur hinkamen und verwüsteten besonders Kirchen, Klöster und Schlösser. Da ihre Scharen immer mehr anwuchsen, so suchten sie sich auch der Städte zu bemächtigen. Sie rückten vor Sulz und erzwangen die Aufnahme. Verstärkt durch abscheuliches Gesinbel zogen sie auf Gebweiler los und verlangten Öffnung der Thore. Da das niebere Volk in der Stadt mit den Bauern brausen im Einverstänbnisse war, so mußte ihr Begehren erfüllt werben. Klöster und Kirchen würden gebranbschatzt und was nur von Wertsachen zu finden war, wurde mitgenommen. Die Abtei Murbach hatte basfelbeloos. Der Bauern Versuch, Ensish eim zu nehmen, würde abgeschlagen, ba die Regierung alle Anstalten zur Verteibigung getroffen hatte. Am 30. August würden die Bauern von Ebelleuten bei Jllzach angegriffen und ein großes Blutbab unter ihnen angerichtet. Ihre Wut wurde baburch noch mehr entflammt, wahrhaft gräßlich würden ihre Thaten. Die unerhörtesten Greuel begingen sie beim Nieberbrennen von Klöstern und Schlössern. In Uff holz sperrten sie sämtliche Bewohner in die Kirche, um ungestörter ihre Räubereien begehen zu können. Unterbeffen rüstete sich der Abel bebeutenb, um ihnen entgegen zu treten. Daburch verloren sie ihren Mut und zerstreuten sich, nachbent sie das Land in das größte Elend gebracht hatten. Ein blutigeres Ende fanden die aufständischen Bauern im Nieberelsasse. Hier hatten sich drei Haufen gebildet, die natürlich ebenfalls die Schätze der reichen Klöster als gute Bente ansahen. Scharenweise flüchteten sich Mönche und Nonnen auf den einsamen Gebirgspässen nach Lothringen. — Der eine Haufe zog unter Erasmus Gerber vor Zabern, die Resibenz der Bischöfe von (Straßburg und verlangte, die Stadt solle die Thore
   bis 10 von 123 weiter»  »»
123 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 123 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 2
3 0
4 19
5 17
6 0
7 4
8 1
9 0
10 71
11 0
12 1
13 0
14 0
15 3
16 1
17 0
18 0
19 1
20 1
21 0
22 0
23 3
24 1
25 4
26 16
27 1
28 0
29 5
30 0
31 2
32 1
33 3
34 13
35 0
36 8
37 51
38 4
39 30
40 2
41 1
42 5
43 4
44 0
45 37
46 8
47 0
48 2
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 11
2 1
3 5
4 8
5 0
6 1
7 2
8 1
9 21
10 1
11 2
12 1
13 1
14 0
15 1
16 8
17 65
18 0
19 1
20 4
21 3
22 1
23 11
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 9
36 10
37 1
38 5
39 6
40 5
41 20
42 2
43 7
44 1
45 19
46 1
47 0
48 1
49 0
50 0
51 1
52 16
53 1
54 6
55 0
56 5
57 0
58 2
59 4
60 7
61 9
62 0
63 3
64 0
65 4
66 1
67 1
68 26
69 4
70 2
71 9
72 18
73 1
74 1
75 1
76 3
77 22
78 1
79 2
80 6
81 0
82 4
83 7
84 0
85 3
86 1
87 7
88 1
89 0
90 0
91 3
92 65
93 0
94 23
95 1
96 4
97 0
98 42
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 98
1 189
2 29
3 107
4 14
5 129
6 103
7 93
8 7
9 41
10 50
11 68
12 199
13 149
14 18
15 0
16 16
17 11
18 25
19 161
20 8
21 25
22 4
23 2
24 145
25 50
26 34
27 4
28 123
29 65
30 26
31 14
32 46
33 410
34 94
35 23
36 100
37 1
38 3
39 273
40 25
41 100
42 97
43 167
44 38
45 6
46 100
47 73
48 12
49 15
50 250
51 406
52 530
53 8
54 196
55 33
56 31
57 8
58 18
59 323
60 21
61 18
62 72
63 16
64 18
65 69
66 11
67 28
68 24
69 7
70 3
71 128
72 33
73 10
74 13
75 102
76 20
77 32
78 358
79 19
80 51
81 908
82 28
83 41
84 53
85 1
86 64
87 21
88 13
89 92
90 14
91 83
92 44
93 26
94 82
95 98
96 143
97 47
98 14
99 84
100 372
101 45
102 183
103 33
104 33
105 36
106 38
107 98
108 1
109 48
110 42
111 109
112 89
113 32
114 144
115 8
116 97
117 5
118 36
119 59
120 13
121 58
122 32
123 72
124 332
125 138
126 56
127 111
128 7
129 91
130 5
131 162
132 29
133 193
134 17
135 4
136 425
137 102
138 4
139 30
140 39
141 31
142 108
143 52
144 119
145 65
146 2
147 30
148 38
149 2
150 28
151 126
152 169
153 20
154 243
155 68
156 65
157 42
158 31
159 28
160 12
161 16
162 1
163 4
164 30
165 28
166 66
167 13
168 79
169 59
170 14
171 86
172 118
173 177
174 8
175 346
176 47
177 123
178 27
179 88
180 19
181 3
182 98
183 805
184 32
185 12
186 12
187 10
188 175
189 2
190 2
191 23
192 38
193 32
194 15
195 41
196 227
197 16
198 24
199 63